Mittwoch 14 – 19 Uhr
Samstag 10 -17 Uhr
Sonntag 10 – 17 Uhr
Feiertage 14 – 17 Uhr
Standort
Holzheystraße 12, 86830 Schwabmünchen
Telefon: 0 8232 / 950260
Email: museum@schwabmuenchen.de
Der heutige Standort von Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen liegt zentral an der Holzheystraße, direkt gegenüber vom Festplatz. Das Gebäude ist ein ehemaliges Schulhaus, das für den musealen Zweck umgebaut wurde. Seit 1984 finden sich hier die Sammlungen des ehemaligen Bezirksmuseums.
Seit 1991 steht das Museum unter hauptamtlicher wissenschaftlicher Leitung. In dieser Zeit wurde das Sammlungskonzept ausgeweitet. Gleichzeitig bewegte sich das Museum weg vom Prinzip der Dauerausstellung. Heute steht Museum und Galerie der Stadt für ein lebendiges Ausstellungshaus, das einen besonderen Schwerpunkt auf ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Angebot legt. Vergangenheit und Gegenwart verschränken sich in spielerischer Weise.
Zusätzlich zu Sonderausstellungen bzw. in deren Rahmenprogramm gibt es unter anderem Theater und Musik im Museum, die Oster-Rallye, Vorträge, Workshops, Nachts im Museum, Museumsfeste und sehr erfolgreiche Lesungen mit Musik und Kulinarik.
Insbesondere für Familien wird immer wieder Interessantes angeboten. Und die Ausstellungseröffnungen laufen im Museum der Stadt Schwabmünchen meist etwas anders ab als anderswo.
Gerne führen wir Besuchergruppen seien es Familientreffen, Betriebsausflug, Erwachsenengruppen, Schulklassen oder Kindergartengruppen durch das Museum.
Wir bieten Führungen durch das ganze Museum, Spezialführungen zu bestimmten Themen, Führungen durch eine Sonderausstellung oder einen Einblick in die Museumsarbeit. Die Museumsleitung wird Sie gerne beraten. Vereinbaren Sie einen Termin!
Für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer ist ein Besuch problemlos möglich. Der Zugang ist barrierefrei und das Museum verfügt über einen Aufzug. Für Menschen mit Seh-Behinderung bietet das Museum gerne Sonderführungen. Gruppen nehmen dafür bitte per Email Kontakt auf: museum@schwabmuenchen.de
Die Sammlungsbestände gehen zurück auf das 1913 eröffnete Bezirksmuseum. Als der Gründer gilt der Privatbankier Anton Maurer. Unter ihm wurde das Museum im damals hochmodernen Schwabmünchner Wasserturm eingerichtet. Er gilt als eines der ersten Stahlbetongebäude Deutschlands.
Ziel dieser Museumsgründung war es, die Sachkultur einer weit über die Grenzen Schwabmünchens hinausgehenden Region zu dokumentieren. Auch das Konzept der Kunstsammlung legte seinen Schwerpunkt auf Werke von überregionaler Bedeutung.
Beschreibungstext
Schwabmünchen galt zur Zeit der Römer als ein Zentrum der Keramikproduktion in Raetien.
Eine römische Straßenkarte, die Tabula Peutingeriana, verzeichnet an der Straße von Kempten nach Augsburg dort, wo heute Schwabmünchen liegt, eine Station namens Rapis („auf den Rübenfeldern"). Die ersten Bewohner dieses Ortes siedelten sich in der Regierungszeit des Kaisers Claudius (42-54 n. Chr.) an. Rapis entwickelte sich zum größten römischen Töpferzentrum im nördlichen Raetien.
Der Ort hatte zwar nur ca. 125 Einwohner, doch mehr als 80% von ihnen bestritten ihren Lebensunterhalt mit der Keramikproduktion. In dreizehn von sechzehn Anwesen waren Töpfereien untergebracht. Wohnhaus und Werkstatt bildeten eine Einheit. In den Kleinbetrieben arbeitete die ganze Familie - auch die Kinder.
In Rapis wurde über fast 200 Jahre Haushaltsgeschirr für Keller, Küche und Tisch produziert. Das umfangreiche Sortiment reichte von der kleinen Öllampe bis zum meterhohen Vorratstopf. Der wichtigste Exportartikel war die Reibschüssel (mortarium), das gängige Vielzweckgerät der römischen Küche. Aufgrund ihrer Qualität waren die Reibschüsseln aus Rapis hochgeschätzt und weit verbreitet. Sie wurden bis in den unteren Donauraum gehandelt.
Um 260 n. Chr. wurde Rapis in den Germanenkriegen angegriffen, die meisten Töpferwerkstätten zerstört und viele Einwohner getötet. Die Überlebenden konnten die Keramikproduktion nicht mehr aufleben lassen. Die letzten Einwohner verließen zu Beginn des 5. Jahrhunderts das Dorf.
Das Sammlungsgut des Museums beschränkt sich dabei nicht auf Figuren aus dem engeren Schwabmünchner Raum. Gemäß seiner Funktion als Museum für den ganzen Bezirk galt als Vorgabe für die Sammlungsarbeit stets - neben qualitativen Kriterien - auch die überregionale Bedeutsamkeit der Kunstwerke.
Ein Beispiel stellt hier die Figur des Heiligen Nikolaus aus der Zeit um 1480 dar, die im 19. Jahrhundert überfasst wurde.
Neben Skulpturen aus dem 15. und 16. Jahrhundert setzt die Ausstellung einen weiteren Schwerpunkt bei den Werken der Holzbildhauer - Familie Luidl.
Lorenz Luidl (um 1645 - 171), Sohn des Meringer Bildhauers Michael Luidl, war der Begründer der „Dynastie". Er wurde Landsberger Bürger und war dort seit 1699 Mitglied des Äußeren Rates. In Landsberg betrieb er auch seine Werkstatt.
Lorenz Luidl und seine Söhne Ferdinand, Stephan, Johann und Sebastian arbeiteten für zahlreiche Kirchen und Gemeinden im oberbayerischen und bayerisch-schwäbischen Raum.
Das Museum zeigt Arbeiten von Lorenz Luidl, sowie von Stephan, Johann und Ferdinand Luidl.
Neben den überregional bedeutsamen Werken finden sich jedoch im Museum auch Skulpturen, die vor allem für Schwabmünchen und seine engere Umgebung wichtig waren, wie z.B. die Hausmadonna vom Südgiebel des Gasthofes „Goldener Engel" in Schwabmünchen aus der Zeit um 1770.
In die Kategorie der eher regional orientierten, jedoch nicht weniger interessanten Exponate gehört die Holzskulptur „Christus auf dem Palmesel" von 1750.
Gezeigt wird unter anderem Frauenkleidung und Tracht aus dem Schwaben der Zeit des 19. Jahrhunderts. Neben dem Trachtengewand wird also auch das Bürgerkleid präsentiert, wie es zur damaligen Zeit auch in Schwabmünchen getragen wurde. Doch natürlich wird auch der Reginahaube der ihr zustehende Platz eingeräumt.
Einst im ehemaligen Heimatmuseum im Wasserturm aufgestellt, wurde die Bauernstube in das Museum der Stadt Schwabmünchen transferiert: ein Stück Museum im Museum.
Als das Museum 1913 von seinem Gründer, dem Privatbankier Anton Maurer, im damals hochmodernen Wasserturm eingerichtet wurde, stellte er dort auch eine Bauernstube zusammen, die in der Anordnung der Möbel in etwa einer Bauernstube des beginnenden 19. Jahrhunderts gleichen sollte. Mit Ausnahme eines Lederkanapees aus dem 19. Jahrhundert, das aus einer Gastwirtschaft stammte und erst 1961 seinen Weg ins Museum fand, kaufte Anton Maurer sämtliche Exponate für die Bauernstube in den Jahren 1912/13.
Keramiken, Steingut, Porzellan und Fayencen aus drei Jahrhunderten
Unsere Fotos zeigen einen grün glasierten schwäbischen Weihwasserkrug oder „Gründonnerstagskrug", versehen mit Christusmonogramm, eine Schreibgarnitur (19. Jahrhundert) aus Steingut, mit einem Abendmahl-Relief geschmückt, einen Frankfurter Fayence - Teller mit Kobaltdekor von 1730 und einen sog. „Birnenkrug" aus geritztem und glasiertem Steinzeug mit Zinndeckel. Er wurde im Westerwald gefertigt und stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Steingut
Zunächst in England hergestellt, begann das Steingut im 18. Jahrhundert seinen Siegeszug als "Porzellan des kleinen Mannes".
Mit dem Umdruck-Verfahren konnte in Massen produzierte Keramik mit einem Dekor versehen werden, das sie fast wie handbemaltes Porzellan aussehen ließ. Beim Umdruck wird mit öl- und metallhaltigen Farben bedrucktes Seidenpapier auf die Keramik gelegt. Während des folgenden Wässerns weicht das Papier auf, doch die wasserunlösliche Farbe haftet am Objekt. Anschließend wird das Werkstück gebrannt und glasiert.
Fayence
Der Begriff bezeichnet keramische Objekte mit einer deckenden weißen Zinnglasur. Als Dekortechnik wird meist die Unterglasur-Malerei angewandt. Dabei wird die Farbe noch vor der Glasur direkt auf den Scherben aufgetragen.
Die Fayence-Herstellung, im Nahen Osten schon seit Jahrtausenden bekannt, erlebte in Europa im 16. / 17. Jahrhundert ihre Blüte.
Bis zum Siegeszug des Steinguts im 18. Jahrhundert besetzte die Fayence die Nische zwischen der billigen Irdenware und dem teuren Porzellan.
Steinzeug
Steinzeug ist - auch unglasiert - hart und wasserdicht. Die ältesten Steinzeuge Europas stammen aus dem 12./13. Jahrhundert aus Siegburg. Die Hänge des Westerwaldes boten mit ihren speziellen Tonvorkommen beste Bedingungen für die Steingutproduktion.
Im 15. Jahrhundert wurde die Salzglasur entwickelt, mit der Steinzeug grau oder glänzend braun gefärbt werden konnte. Etwas später gelang es, mit Kobalt eine blaue Dekorfarbe zu erzielen.
Steinzeug eignet sich aufgrund seiner Härte gut für mechanische Dekore in Ritz- oder Schabetechnik. Gefäße aus Steinzeug waren für die Aufbewahrung von Getränken beliebt, da Flüssigkeiten in den dickwandigen Gefäßen ihre Temperatur gut hielten.
Haushaltsgegenstände aus Metall
Haushaltsgegenstände und Tafelschmuck aus Kupfer, Zinn und Messing
Neben Keramik waren oftmals auch Kupfer, Zinn und Messing die Materialien der Wahl, Kupferkannewenn es um Geschirr, Tafelschmuck und Geräte aus ähnlichen Bereichen ging.
Wir zeigen neben einer „Aderlass-Schüssel" aus Messing, die vom Ende des 15. Jahrhunderts datiert, auch Objekte aus Zinn, Kupfer und Messing aus der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert.
Die Fotos bringen einige Beispiele, wie eine Chocolatière und eine Teekanne aus Kupfer (19. Jahrhundert) sowie einen Kerzenhalter aus Zinn (um 1800) und eine Schraubflasche aus demselben Material, die mit gepunzten Ornamenten und Vogelmotiven verziert ist. Sie wurde im 17. Jahrhundert in Augsburg gearbeitet.
Kochen und Backen
Besonderes und alltägliches Küchengerät aus drei Jahrhunderten. Hier sind, neben vielerlei Koch- und Küchenutensilien, vor allem kupferne und hölzerne Modeln - vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert - zu sehen.
Dazu kommen Besonderheiten und Alltäglichkeiten aus Küche und Tafel - wie z. B. eine Muskatnuss - Reibe aus Elfenbein mit Holzintarsien aus dem 18. Jahrhundert oder eben ein weit verbreiteter Gegenstand wie der eiserne Pfannenknecht aus dem 18./19. Jahrhundert. Auf ihm wurde die Pfanne abgestellt, aus der sich bei Tisch jeder bediente.
Hier dreht sich alles um Schließmechanismen und Beschläge durch mehrere Jahrhunderte. Älteste Exponate sind dabei Hohl- und Volldornschlüssel aus dem 14./15. Jahrhundert. Als „jüngstes" Stück kann ein Truhenschloss aus Schmiedeeisen aus dem 18./19. Jahrhundert gelten. Und auch eine eiserne „Schatztruhe" fehlt nicht. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert, trägt aufgenietete, geschnittene Eisenbänder und ein Scheinschloss an der Vorderseite. Als Kassentruhe tat sie im Schwabmünchner Eserkeller ihren Dienst.
Vertreten sind außerdem Beispiele für Türklopfer, Beschläge, Schlüssel, sowie Truhen-, Schrank-, Tür- und Vorhängeschlösser. Die Schlösser verbergen teils raffinierte Schließmechanismen. Bei einem ist das Schlüsselloch gar durch eine Sprungfederklappe verborgen.
Sie sind meist aus Schmiedeeisen gefertigt und in den verschiedensten Techniken verziert und behandelt, ob graviert, getrieben und verzinnt, geschwärzt, mit Messing kombiniert oder gebläut (erhitzt und anschließend in Öl getaucht).
Vom Himmelbett über das Biedermeier - Enterieur bis zum Kinderstuhl präsentiert das Museum Möbel und Kleinmöbel aus der Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts.
Die Möbel stammen vor allem aus dem großbäuerlichen und aus dem städtisch-bürgerlichen Bereich.
Den Schwerpunkt setzt die Ausstellung bei Möbeln, die der Aufbewahrung dienen, also Schränken, Halbschränken, Truhen und Kommoden bis hin zum Schubladenkästchen.
Als Beispiele sind auf dieser Seite zu sehen: auf dem Eingangsbild ein süddeutscher Kleiderschrank aus der Zeit um 1800 aus bemaltem Holz, dessen Gestaltung mit Triglyphenschmuck und Lorbeerblattmotiv Elemente des Empire aufnimmt, und rechts eine Augsburger Kommode aus der gleichen Zeit.
Aus der Kleinmöbel - Sammlung ist ein besonderes "Schmuckstück" zu sehen: ein hölzernes „Hochzeitskästchen" mit Wismutmalerei aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Temperafarbe wurde hier auf eine Wismutschicht über weißer Kreidegrundierung aufgetragen. Dies verlieh den Farben eine ganz besondere Leuchtkraft. Als Motive wurden Liebes- und Fruchtbarkeitssymbole gewählt: das Herz, zwei einander haltende Hände, Vögel, Granatapfel, Melone. Die Kassette diente der Aufbewahrung von Handarbeits-Utensilien.
Vom Weben, Klöppeln und von der Geschichte der Strumpfstrickerei als Heimarbeit in Schwabmünchen.
In diesem Bereich werden Textilien präsentiert, die in verschiedenen Handarbeitstechniken hergestellt wurden. Turnusmäßig wird dabei auf eine dieser Techniken ein Schwerpunkt gelegt.
Daneben sind hier Geräte zu sehen, die in der Textilproduktion und -bearbeitung eine Rolle spielen - vom Webstuhl aus dem Jahr 1840 bis zur Industrie - Strickmaschine, die noch bis in die 1980er Jahre im Einsatz war.
Ein für Schwabmünchen bedeutendes Kapitel erhält natürlich hier besondere Aufmerksamkeit: die Heimarbeit der Stricker und Streicher. Die Geschichte der Schwabmünchner Stricker wird kurz dargestellt und es werden einige ihrer begehrten Produkte gezeigt.
Über lange Zeit spielte die Strumpfstrickerei als Haupt- oder Nebenerwerb in Schwabmünchen und Umgebung eine große Rolle. Sie wurde als Heimarbeit betrieben. Ihre Blüte erreichte sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Händler lieferten den Heimarbeitern das Grundmaterial: Rohbaumwolle. Bevor mit der Strickarbeit begonnen werden konnte, musste also die Baumwolle erst gereinigt ( mit Karden „gestrichen" ), kartätscht und versponnen werden. Diese Arbeiten wurden von allen Familienmitgliedern verrichtet. Auch Kinder bekamen ihre Aufgaben zugeteilt.
Gestrickt wurde vor allem für den Export. Verleger vertrieben die Strümpfe auf dem nationalen und internationalen Markt. Die Ware der Schwabmünchner Stricker war von anerkannt hoher Qualität. Den Verlegerbrüdern Keck wurde auf der Augsburger Industrieausstellung 1829 aufgrund der Güte „ihrer" Schwabmünchner Strümpfe sogar eine Goldmedaille verliehen. Portraits Franz Anton und Franziska Keck, Öl auf Leinwand, um 1830, zeigen das Verlegerehepaar Franz Anton und Franziska Keck.
Waren ihre Produkte auf den Märkten auch noch so begehrt - reich wurden die Schwabmünchner Stricker nicht von ihrer Arbeit. Für viele von ihnen war das Stricken die einzige Möglichkeit, nicht in völlige Armut abzusinken. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Rückzug der Schwabmünchner Strumpfstrickerei. Die Industrialisierung in der Textilproduktion mit der Entwicklung mechanischer Spinn- und Strickmaschinen machte ihr ein Ende.
Das Herzstück der Krippensammlung des Museums bildet eine mechanische böhmische Papierkrippe aus dem 19. Jahrhundert. Die Krippe mit ca. 30 handbemalten beweglichen Figuren entstand in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts im böhmischen Kratzau.
Gestaltet wurde sie im Stil der Nazarener. Deutlich ist die Handschrift des berühmten Krippenmalers Joseph Ritter von Führig (1800 - 1876) zu erkennen. Nach Angaben des Spenders der Papierkrippe, Fritz Rauch, wurden die Bäume durch Joseph von Führig selbst bemalt.
Neben dem Malstil gelten die andachtsvolle Haltung der Figuren, die reiche Palmengestaltung und das an die Antike erinnernde Landschaftsbild als typisch für Nazarener - Krippen. Angetrieben werden die beweglichen Figuren durch ein mechanisches Walzenwerk.
Die Spiele und Spielgeräte aus den Beständen des Museums gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück und führen bis ins 21. Jahrhundert.
In der Dauerausstellung ist - als eines der ältesten Spiel - Exponate ein Tisch - Roulette aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt, das ähnlich wie ein Glücksrad funktionierte.
Das Pochbrett benötigte man für ein äußerst beliebtes Kartenspiel für Erwachsene.
Das „Kakelorum" - unseres stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde in Oberammergau hergestellt - war ebenfalls ein Glücksspiel für Erwachsene. In die Wurfspirale in Form eines orientalischen Turbanträgers, wurde eine Kugel eingeführt. Von dort rollte sie auf ein Brett mit Zahlenfeldern. Die Zahl des Feldes, auf dem die Kugel zur Ruhe kam, wurde dem Spieler als Punktzahl gutgeschrieben.
Aber nicht nur Spiele für die Großen sind zu sehen. Unter anderem kann ein Wiedersehen mit dem legendären Anker-Steinbaukasten gefeiert werden. Und die „klassische" selbstgefertigte Nachziehente fehlt auch nicht.
Heute zählt es zu einer Seltenheit "sakrale Gebrauchskunst" im Stil der Nazarener. Dazu gehört das „Heilige Grab“. Heilige Gräber gab es schon in der mittelalterlichen Karfreitagsliturgie. Ihre Blütezeit erlebten sie jedoch im Barock - vor allem in Italien.
Neben Heiligen Gräbern, die fest in den Kirchen installiert waren, gab es auch transportable Schreine oder aber Heilige Gräber, die man - wie Kulissen - auf- und abbauen konnte.
Das Heilige Grab aus St. Magnus Mittelstetten gehört in diese Gruppe. In den Jahren 1877/78 wurde es von Leonhard und Karl Kober im Nazarener Stil gestaltet (Ölfarbe auf Holz). Es ist eine Leihgabe der Pfarrgemeinde Mittelstetten. Für Entwurf und Ausführung zeichneten hier sog. Malerhandwerker verantwortlich.
Malerhandwerker lernten bei einem Meister und auf der Wanderschaft. Ihre Aufgabe war eigentlich die Anfertigung von Tafelbildern oder Fresken nach den Entwürfen akademischer Maler. In Bereichen mit untergeordneter Bedeutung durften Malerhandwerker jedoch auch selbst kreativ tätig werden. Das Heilige Grab aus Mittelstetten stellt ein Beispiel für solch eine Arbeit dar.
Ferdinand Wagner (1819 - 1881) - ein Nazarener aus Schwabmünchen
Ferdinand Wagner, geboren 1819 in Schwabmünchen, darf als einer der wichtigsten Vertreter der Kunst der Nazarener bezeichnet werden.
Die Kunst der sogenannten Nazarener bezeichnet eine Kunstrichtung die eine romantisch-religiöse Themenauswahl und Ikonografie bevorzugte. Es ist eine von deutschsprachigen Künstlern zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründete Stilrichtung, die in Wien und Rom ihre Anfänge hatte. Vertreter, die Nazarener, standen überwiegend dem Katholizismus nahe, nicht wenige konvertierten zu ihm.
Ferdinand Wagner wurde am 16. August 1819 als Sohn der Näherin Maria Anna Wagner, geb. Schorer, und des Kürschnermeisters Ludwig Wagner in Schwabmünchen geboren. Als Ferdinand 6 Monate alt war, starb seine Mutter im Alter von 36 Jahren. Der Vater heiratete darauf die 43jährige Wirtstochter Josepha Mögele. Unter ihrer Obhut wuchs Ferdinand Wagner zusammen mit seinem Bruder Kaspar und seiner Schwester Maria Anna im Elternhaus an der Fuggerstraße auf.
Schon früh zeigte sich, dass Ferdinand über ungewöhnliches zeichnerisches Talent verfügte. Er wollte Kunstmaler werden. Der Vater, Spross einer alten Schwabmünchner Kürschnerfamilie, bestand jedoch darauf, dass Ferdinand zunächst im väterlichen Betrieb eine Kürschnerlehre absolvieren solle. Nachdem sich auch nach dieser Lehrzeit am Entschluss Ferdinands nichts geändert hatte, willigte der Vater schließlich ein.
Mit 15 Jahren ging Ferdinand Wagner nach München, um an der dortigen Kunstakademie eine solide Ausbildung zu erhalten. Während der Zeit seiner Ausbildung wurde Ferdinand Wagner vor allem von zwei Maler - Persönlichkeiten entscheidend beeinflusst: vom Direktor der Akademie, Peter von Cornelius, und von seinem Lehrer, Professor Joseph Schlotthauer.
Peter von Cornelius ( 1783 - 1867 ) hatte sich 1811 in Rom dem Lukasbund angeschlossen. 1818 holte ihn der damalige bayerische Kronprinz Ludwig zur Gestaltung der Glyptothek nach München.
1824 wurde Cornelius Direktor der Akademie. Nach seinen Entwürfen entstand die Ausmalung der Hofgartenarkaden, der Loggien der Alten Pinakothek und Fresken in der Ludwigskirche. 1841 kam es zum Bruch mit König Ludwig. Peter von Cornelius verließ München und ging nach Berlin.
Professor Joseph Schlotthauer (1789 - 1869)
Der Maler und Inspektor der Münchener Akademie war ein Schüler von Peter von Cornelius. Er hatte als sein Gehilfe an den Fresken der Glyptothek gearbeitet. Joseph Schlotthauer war Ferdinand Wagners Lehrer an der Münchner Akademie. Er machte ihn mit dem Stil der Nazarener vertraut, den Wagner sich begeistert aneignete. 1830/31 hielten sich beide zu einem längeren Aufenthalt in Rom, der Stadt des Lukasbundes, auf.
1853 heiratete Ferdinand Wagner die Tochter des Dillinger Schulinspektoren Kreszenz Heindl und wurde in Schwabmünchen ansässig. 1854 wurde der Sohn Gustav geboren, der jedoch bald darauf wieder verstarb.
Wagners berufliche Lage war ausgezeichnet. Über einen Mangel an Arbeit konnte er nicht klagen. Neben einer Vielzahl von Aufträgen aus dem Umland erhielt er 1855 von seiner Heimatgemeinde das ehrenvolle Angebot, die Pfarrkirche mit Fresken auszuschmücken.
Im gleichen Jahr übrigens musste sein Bruder Caspar, der die väterliche Kürschnerei übernommen hatte, um eine Konzession für den Vertrieb von Spiel- und Galanteriewaren ansuchen. Mit der Kürschnerei alleine konnte er seine Familie nicht mehr ernähren.
Ferdinand Wagner hielt es nicht lange in Schwabmünchen. Er wollte nach Augsburg und stellte wiederholt Anträge zur Übersiedelung, die jedoch vom Augsburger Magistrat abgelehnt wurden. Als Wagner sein Gesuch 1863 erneuerte, hatte sich die Situation geändert. Der Antrag wurde nicht nur bewilligt; man erließ Wagner sogar die Bezahlung von Aufnahmegebühr und Abgaben. Dies verdankte er einen Auftrag aus dem Hause Fugger.
Im Jahre 1860 erhielt Ferdinand Wagner von Leopold Fürst Fugger - Babenhausen den Auftrag, die Straßenfront des Augsburger „Fuggerhauses" mit neuen Fresken in historischem Stil zu schmücken. Die unter Jakob Fugger zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch aufeinander folgende Grundstückskäufe an der heutigen Maximilianstraße auf eine Länge von ca. 70 m „gewachsene" Fassade war schon zuvor bemalt gewesen. Diese Fresken waren jedoch mittlerweile so verblasst, dass eine Neubemalung notwendig wurde. Der Fassade entsprechend, gestaltete Wagner fünf Historienbilder mit Motiven aus der Geschichte Augsburgs bzw. der Fugger. Nach 3 Jahren waren die Arbeiten, die Wagner mit seinem Gehilfen Johann Fröschle ausführte, abgeschlossen.
Aufgrund seiner Fresken am Fuggerhaus bekam er Aufträge, die ihn weit über die Grenzen seiner Heimat hinausführten. So arbeitete er am Kanzleigebäude in Konstanz, an der Kirche in Stockach, an einer Fassade des Fürstenpalastes in Monaco und in Breslau, wo er das Haus der Sieben Kurfürsten, das Rathaus und die neue katholische Kirche freskiert haben soll. Ferdinand Wagner war als Kirchenmaler in allen Teilen seiner schwäbischen Heimat und in Altbaiern tätig.
Auch als Portraitmaler war Ferdinand Wagner überaus erfolgreich. Er verstand es, die Vorzüge auszuspielen, die das wohlwollend gemalte Portrait der fotografischen Abbildung gegenüber besaß.
Der überregionale Erfolg und die lang ersehnte Anerkennung - endlich waren sie da.
Im Haus Annastraße 36a in Augsburg starb Ferdinand Wagner am 13. Juni 1881. Eine Gedenktafel erinnert heute an ihn.
Die im Folgenden aufgeführten Beispiele fügen sich zu einer beeindruckenden Zusammenstellung.
Althegnenberg, Augsburg
Behlingen, Bissingen Aitrang,
Dattenried, Dinkelscherben
Friedberg, Görwang, Gundelfingen
Hafenreut, Heimertingen, Hiltenfingen, Höchstädt
Illertissen
Jedesheim
Königsbrunn
Langerringen, Lechhausen
Markt Wald, Memmingen, Mindelau, Mittelstetten
Prittriching
Reimlingen, Remnatsried
Scheuring, Schmiechen, Schöneberg, Schwabmünchen, Steppach, Stillnau
Tapfheim
Waldstetten
Die Galerie der Gegenwart ist nicht als Dauerausstellung eingerichtet. Hier werden Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus der weiteren Region, auch Werke zeitgenössischer Künstler, die regional keinen Bezug zu Schwabmünchen haben, präsentiert.
Eine eigene Reihe von Sonderausstellungen hat sich etabliert, die Zeichnern und Cartoonisten vorstellt. Dazu zählen Ausstellungen mit Werken von Robert Gernhardt, Ernst Maria Lang, Paul Flora, Gerhard Haderer, Marunde und Uli Stein.
Die Galerie Gegenwart präsentiert außerdem auch zeitgenössische Kunst aus der Kunstsammlung des Museums.
Zu sehen sind Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die in der Region leben und arbeiten. Bisher sind hier vertreten: Matthias Baumgartner, Burga Endhardt, Catalina Mayer, Rita Maria Mayer, Maria Reichenauer, Bernd Rummert, Bernhard Schmid, Monika Maria Schultes, Kersten Thieler-Küchle, Alexandra Vassilikian, Stefan Wehmeier, Felix Weinold, Barbara Wolfsteiner, Vitus Wolfsteiner, Christiane Xeroudakis, Franz Zistler und Lothar Zull.
Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen
Holzheystraße 12
86830 Schwabmünchen
Do. 12.12.24 / 20:00
Fr. 13.12.24 / 19:30
Sa. 14.12.24 / 16:30