Arbeitswelten in Schwabmünchen

Von der Handarbeit zur Textilproduktion

Das Strickerhandwerk

Vom Weben, Klöppeln und von der Geschichte der Strumpfstrickerei als Heimarbeit in Schwabmünchen erzählt diese Abteilung im Museum. Am Anfang des Dreißigjährigen Krieges sind die ersten drei Strumpfstricker aus Schwabmünchen sozusagen als Exportgewerbetreibende auf der Nürnberger Messe dokumentiert.
Für das neue Gewerbe war die Lage ausgezeichnet und es entwickelte sich rasch ein aufstrebender Zweig. Eine Produktionsweise, die in vorbereitenden Prozessen wie Streichen, Kartätschen, Spinnen, Stricken und Färben auf Heimarbeit im Familienverbund setzte und den Vertrieb über Händler organisierte, blühte auf.
Kurzzeitig wurden auch größere Spinnereien eingerichtet. Zwischen 1760-1790 erreichte die Strumpfstrickerei ihren Höhepunkt und noch einen kurzen Aufschwung Anfang des 19. Jahrhunderts. Händler lieferten den Heimarbeitern das Grundmaterial: Rohbaumwolle. Bevor mit der Strickarbeit begonnen werden konnte, musste also die Baumwolle erst gereinigt (mit Karden „gestrichen”), kartätscht und versponnen werden. Diese Arbeiten wurden von allen Familienmitgliedern verrichtet. Auch Kinder bekamen ihre Aufgaben zugeteilt.

 

Gestrickt wurde vor allem für den Export. Verleger vertrieben die Strümpfe auf dem nationalen und internationalen Markt. Die Ware der Schwabmünchner Stricker war von anerkannt hoher Qualität. Schwabmünchner Erzeugnisse wurden in dieser Zeit nach ganz Europa ausgeliefert. Wenige große Strumpfhändler wie Keck und Holzhey konnten noch lange mit der Konkurrenz mithalten. Den Verlegerbrüdern Keck wurde auf der Augsburger Industrieausstellung 1829 aufgrund der Güte „ihrer” Schwabmünchner Strümpfe sogar eine Goldmedaille verliehen.

Die Porträts Franz Anton und Franziska Keck, Öl auf Leinwand, um 1830, zeigen das Verlegerehepaar Franz Anton und Franziska Keck.

 

Zu Beginn der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die Strickerei in Schwabmünchen endgültig aufgegeben. Allein die Weberei Holzhey konnte sich bis Ende der 1990er Jahre halten. Waren ihre Produkte auf den Märkten auch noch so begehrt – reich wurden die Schwabmünchner Stricker nicht von ihrer Arbeit. Für viele von ihnen war das Stricken die einzige Möglichkeit, nicht in völlige Armut abzusinken. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Rückzug der Schwabmünchner Strumpfstrickerei. Die Industrialisierung in der Textilproduktion mit der Entwicklung mechanischer Spinn- und Strickmaschinen machte ihr ein Ende.

In diesem Bereich werden Textilien präsentiert, die in verschiedenen Handarbeitstechniken hergestellt wurden. Turnusmäßig wird dabei auf eine dieser Techniken ein Schwerpunkt gelegt. Daneben sind hier Geräte zu sehen, die in der Textilproduktion und -bearbeitung eine Rolle spielen – vom Webstuhl aus dem Jahr 1840 bis zur Industrie – Strickmaschine, die noch bis in die 1980er Jahre im Einsatz war. Ein für Schwabmünchen bedeutendes Kapitel erhält natürlich hier besondere Aufmerksamkeit: die Heimarbeit der Stricker und Streicher.

Vom Türschloss bis in die Backstube

Im wahrsten Sinne des Wortes öffnen wir bald die Schlösser aus verschiedensten Zeiten,  kommen in das Haus oder die Werkstatt und erkunden die verschiedensten Arbeitsbereiche.

Beispiele vom lokalen Handwerk, wie beispielsweise eine Schuhmacherwerkstatt vom Schuhmachermeister Blockinger werden noch aufbereitet.  Dazu gehört ebenfalls eine Druckwerkstatt , eine Bäckereistube u.a. die als begehbare Szenen bald  schrittweise Teil der Dauerausstellung werden.



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